Donnerstag, 7. Januar 2016

Buchvorstellung: Tödliches Bayern

Für alle Anhänger von wahren Mord(s)geschichten empfehle ich das Buch Tödliches Bayern: Kriminalfälle aus zwei Jahrhunderten Es behandelt Mordfälle von 1807 bis 2004. Für Hinterkaifeck-Interessierte gibt es auch Mordfälle aus der entsprechenden Zeit, einen von 1919, einen, der in die Zeit der Weimarer Republik fällt und einen von 1920. Aus dem Mordfall "Krankheit der Jugend" von 1919 möchte ich gern einen kurzen Absatz zitieren, der auch mit Hinterkaifeck in Zusammenhang steht:
Josef ist sechzehn Jahre alt, blond und blass, ein schmächtiger, schmalschultriger Vorstadtschlaks mit weiten, hungrigen Augen.
Mit denen er nichts sieht.
Nicht die humpelnden Kriegsbeschädigten in den Gassen und auf den Boulevards, nicht die Schlangen vor den Läden und vor dem Wohlfahrtsamt, nicht Arbeitslosigkeit und Hunger, nicht die von Kummer und Krankheit Gebeugten, nicht Verbrechen und Prositution, nicht die Not in den überfüllten Wohnungen der Mietskasernen, nur Wohnküche und Schlafzimmer, Wasser im Treppenhaus und stinkende Gemeinschaftsaborte, in denen sich die Mieter ihre Nerven blank scheuerten, weil sie sich nicht ausweichen konnten und es nicht selten zu Missbrauch und Inzucht in den bizarrsten Konstellationen kam, Bruder mit Schwester, Vater mit Tochter, Tagmieter mit Gastgeberkind.
Robert Hültner

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